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Montag, 28. Juli 2014

Trauungen, Demonstrationen, Ankünfte und Abiturprüfungen



Trauungen, Demonstrationen, Ankünfte und Abiturprüfungen
 
Am Sonntag, d. 20. Juli, haben wir drei Trauungen gefeiert.
Leider ist es hier in Zentralafrika selten, dass das Brautpaar heiratet, bevor es zusammenlebt.
Das heißt: Sie ziehen zuvor schon zusammen, gründen eine Familie, und wenn es gut läuft, wenn Kinder kommen, wird nach einigen Jahren geheiratet.
Am Sonntag also kamen drei Paare vor den Altar, um ihre Hochzeit zu feiern. Und auch die Taufe ihrer Kinder. Rolande, die junge Braut, dachte, dass es gut sei, sich mit der Geburt zu beeilen, und hat in der Nacht zuvor Benedicta zur Welt gebracht, die gerade rechtzeitig ankam, um die Taufe zu empfangen!
Der Dienstag ist ein ganz besonderer Tag.
Angesichts der Spannungen der letzten Wochen (ein junger Mann wurde von kamerunischen Soldaten der MISCA  getötet, ein Soldat von den Leuten gelyncht und umgebracht) planten wir einen Tag des Gebets und der Reflexion.
Am Dienstagvormittag  trafen wir uns in der Baptistenkirche, um zusammen einen Augenblick zu beten und nachzudenken: Protestanten, Katholiken und einige Moslems. Dann begannen wir einen Friedensmarsch durch die Straßen Bozoums. Wir waren nicht sehr viele, ungefähr 400 Personen, aber wie Jesus in seinen Gleichnissen sagt, genügt ein wenig Sauerteig, um drei Maß Mehl aufgehen zu lassen.
Der Dienstag ist auch ein besonderer Tag, weil Pater Enrico Redaelli in Bozoum ankommt. Er  wird nach einigen Jahren Kinder- und Jugendarbeit im Seminar von Yolè in Bouar hierher zurückkehren, um für das Reich Gottes in den Stadtvierteln, auf den Feldern und in den Dörfern von Bozoum zu arbeiten.
Herzlich willkommen und alles Gute für die Arbeit!
Am Freitagvormittag möchte ich gegen 5 Uhr nach Bouar fahren, aber es regnet, regnet, regnet.  Ich verschiebe die Fahrt auf den nächsten Tag.
Am Samstag brechen wir kurz vor 6 Uhr mit unseren 15 Schülern der Abschlussklasse des Gymnasiums auf . Sie wollen das Abitur machen. Es ist das erste Mal, dass Schüler unseres Gymnasiums St. Augustinus dieses Ziel erreichen wollen. Hoffentlich schaffen sie es!
Zwischen Samstag, d. 26. und Sonntag, d. 27., werden die Aktivitäten in der Schule für die Flüchtlinge eingestellt. Anfangs waren es 750 Kinder, zuletzt 350: Viele konnten in ihre Dörfer zurückkehren, aus denen sie geflohen waren. Sie konnten zur Schule gehen und glücklich das Schuljahr beenden, dank des Einsatzes von einem Dutzend Lehrer, der Finanzierung der Republik Tschechien und der Unterstützung von SIRIRI in Prag.











I nostri alunni di 3a liceo in viaggio verso l'esame di maturità
Nos élèves de Terminale en route vers l'examen du BAC


Padre Enrico (camicia a quadretti)
Père Enrico (avec la chemise à carreaux)

Samstag, 19. Juli 2014

Noch eine sehr intensive Woche!





Noch eine sehr intensive Woche!
 
Am Sonntag, d. 13. Juli, feierten wir hier in Bozoum für mehr als 120 Menschen das Sakrament der Firmung.
Leider konnte der Bischof wegen seines Alters und aus Krankheitsgründen nicht kommen und hat mich deshalb beauftragt, die Firmung zu spenden.
Es war eine feierliche Messe mit Gesängen und Tänzen, aber auch mit intensiven Augenblicken des Gebets für die Mädchen und Jungen, Jugendlichen und Erwachsenen, die das Geschenk des Heiligen Geistes erhalten haben.
In diesen Tagen organisieren wir das Ende des Schuljahres für die öffentlichen Schulen. Mit Hilfe der Republik Tschechien und Unicef  konnte für mehr als 15.000 Kinder der Schulbesuch sichergestellt werden.
Heute Morgen las ich folgende Sätze von Papst Franziskus: „Sehr oft fragen wir uns voller Besorgnis: „Was für eine Welt werden wir unseren Kindern hinterlassen?“ Vielleicht sollte man sich besser fragen: „Welche Kinder werden wir dieser Welt geben?“
Am Dienstag haben wir in all unseren Gemeinschaften das Fest der Muttergottes vom Karmel gefeiert. Ich war  unterwegs: Zuerst in Bouar, dann in Bangui, insgesamt 1140 km!
In Bangui hatte ich die Möglichkeit, den Flüchtlingen begegnen, die sich in unserem Konvent aufhalten.
Es sind mindestens 10.000. Sie leben seit Dezember 2013 dort, verbringen also seit fast acht Monaten ein prekäres Leben in Zelten und unter sehr schwierigen Lebens- und Hygienebedingungen.
Zusammen mit ihnen versuchen wir zu überlegen, wie eine Rückkehr in die eigenen Häuser möglich sein könnte. Das ist der Traum aller, aber er wird von der Realität in den Stadtvierteln, in denen Gewalt und Gefahr herrschen, zerstört. Gerade in diesen Tagen wurden zwei Menschen getötet, die gerade ihr eigenes Haus wiederherstellen wollten.
Wir hoffen, dass es konkrete Maßnahmen der internationalen Streitkräfte gibt, um wenigstens die Sicherheit in den Stadtvierteln der Hauptstadt herzustellen.
Die Rückfahrt nach Bozoum ist lang und voller Abenteuer.
Abgesehen von einigen Straßensperren der Anti-Balaka begegneten wir gut 100 Lastwagen, die nach Kamerun zurückfuhren und von Soldaten aus Frankreich und Ruanda eskortiert wurden.
Aber 200 km hinter Bangui müssen wir anhalten: Die starken Regenfälle am Morgen haben buchstäblich eine Brücke weggespült. Das Eisenrohr, das das Wasser ableitete, wurde  mehr als 30 Meter weit fortgerissen und es blieb nur eine kleine, schmächtige Brücke aus Erde übrig.
Einige Autos schaffen die Überfahrt  mit viel Mühe an einem Übergang, den einige junge Leute seitlich an der Straße geschaffen haben, aber man braucht mindestens 40 Minuten um durchzukommen, wobei man riskiert, im Sumpf stecken zu bleiben.
Nach vier Stunden beschließe ich, die Weiterfahrt zu versuchen. Ein Kreuzzeichen, und ich fahre mit angehaltenem Atem mit meinem Auto über die Brücke, die jetzt aus einer 3 cm dicken Schicht Asphalt und etwa 30 cm Erde besteht. Zerbrechlich, aber sie hält!
Gottseidank, wir haben es auch diesmal geschafft!



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Sonntag, 13. Juli 2014

Krieg und Frieden, Frieden und Krieg











Krieg und Frieden, Frieden und Krieg
 
In Bozoum geht das Leben weiter; wie in ganz Zentralafrika wechseln sich Momente der Hoffnung  mit Momenten großer Besorgnis ab.
In diesen Tagen haben sich die Bischöfe des Landes versammelt und eine Botschaft verfasst, in der sie die anhaltende Gewalt auf jeder Seite verurteilen: Die Gewalttaten der Seleka, der Anti-Balaka und so manch anderer…
Die Probleme sind enorm, aber es muss etwas getan werden! Und man darf nicht die Hoffnung und den Glauben verlieren, sondern muss „jeden Tag Zeugnis für die Liebe Gottes geben“. Wer möchte, kann den Originaltext auf Französisch lesen: http://fr.radiovaticana.va/fr2/Articolo.asp?c=810400 )
In diesen Tagen beenden wir hier in Bozoum das Schuljahr. Obwohl das Jahr reich an Gefahren war, haben trotzdem Tausende von Kindern zur Schule gehen können! In unseren Schulen, in denen der Stadt und in etwa 60 Schulen der Region hatten etwa 15.000 Grundschüler die Möglichkeit zum Schulbesuch: Das war möglich durch zwei Projekte, von denen das eine von der Tschechischen Republik (über die Organisation Siriri) finanziert und das andere von UNICEF unterstützt wurde.
Am Sonntag, d. 6. Juli, haben die Mädchen und Frauen von „CANA“, dem Zentrum zur Förderung der Frauen, ihre Arbeiten der letzten Monate ausgestellt und verkauft: Kleidung, Babygarnituren, Süßigkeiten usw. 
Am Dienstag, d. 8., fand eine Konferenz der Lehrer unserer Mittelschule und des Gymnasiums St. Augustinus statt, und am Donnerstag gab es Zeugnisse.
Am Freitag, d. 12., feierten die Kinder des Kindergartens und der Grundschulen ein großes Fest: Insgesamt feierten mindestens 780 Kinder jeweils mit ihren Eltern, Brüdern, Schwestern und Freunden! Die Lehrer verteilten die Zeugnisse und einen kleinen Preis für die besten Schüler. Auch in diesem Jahr konnten wir dank einer Gebetsgruppe in Cuneo etwa 300 Obstbäume verschenken, die, so Gott will, in einigen Jahren Früchte tragen werden.
Aber in der letzten Woche gab es leider auch Probleme. Während im fernen Bambari einige Seleka-Rebellen die Kathedrale, in die mehrere tausend Menschen geflohen waren, angriffen und zwischen 20 und 30 Menschen getötet wurden, war auch hier in Bozoum die Lage äußerst angespannt. Am Dienstagnachmittag töteten kamerunische Soldaten der MISCA (der Truppen der Afrikanischen Union) während einer Patrouille einen jungen Mann, der gerade Karten spielte.
Die Bevölkerung war aufgebracht, und die Leute zogen mit dem Leichnam zum Militärlager. Die Soldaten schossen in die Luft, um die Menschen zu vertreiben. Als die Menschenmenge auf dem Rückweg war, traf ich sie und versuchte, sie zu beruhigen. Aber in der Zwischenzeit wurde ein Soldat aus Kamerun, der allein in der Stadt unterwegs war, gelyncht und getötet.
Gegen 22 Uhr am Abend begann das Schießen wieder. Es sind die Soldaten der MISCA, die gekommen sind, um den Leichnam ihres Gefährten zu bergen. Er war in einen Brunnen geworfen und dann mit Steinen und Ziegeln bedeckt worden.
Am Mittwochvormittag halten wir ein Notfalltreffen ab und versuchen zu verstehen, was vorgefallen ist. Wir besuchen die Familie des getöteten jungen Mannes und beten zusammen. Wir beten auch für den getöteten Soldaten und bitten alle, Ruhe zu bewahren.
Sehr langsam lässt die Spannung nach, aber nicht vollständig. Heute Nacht musste eine Familie, die von der Anti-Balaka bedroht worden war, ihr Haus verlassen. Sie kamen nachts hier in der Missionsstation an.
Möge die Muttergottes vom Karmel alle beschützen!